Ferienprojekt - Abstrakt und Verschlüsselt



Abstrakt und verschlüsselt


Durchführung:

Einführung und Grundieren 
Kritzeln  
Bildschnipsel-Mosaik einkleben 
Farbig machen 
Pause - Brotzeit
Schwarze kleine Akzente setzen 
Tafel malen 
Eine Figur ausarbeiten (siehe Schnipsel) 
Buchstaben ausarbeiten 
Bildbesprechung und Text einfügen 

Projektbeschreibung und Zielsetzung:

Unbefangenes Malen, malen ohne Angst vor Farbe und Form, ohne den auferlegten Zwang des Realismus, das sind unsere Ziele, die wir in diesem Kurs zusammen mit den Kindern erreichen wollen. 

Das, was den Erwachsenen  schon längst aberzogen wurde, die spontane und unbefangene Kreativität, ist den Kleinkindern noch eigen.  Im laufe des Lebens verlieren wir diese Fähigkeit, ohne Urteile zu wirken, wir werden erzogen, um den Erwartungen des Umfelds zu entsprechen. 
Wir versuchen heute mit den Kindern diese Ursprünglichkeit zu finden, die eigene Sichtweise zu formulieren, und den Blick fürs Wesentliche zu schärfen. 

Die Audiovisuell aufgenommenen Impulse werden verarbeitet, abstrakt und experimentierfreudig auf die Leinwand gebracht, um sie anschließend verallgemeinern zu können. Was bleibt ist die pure Information, die von dem jeweiligen kleinen Künstler in seiner Herangehensweise zum Ausdruck gebracht wurde. 

Der Kurs ist übersichtlich in verschiedene Abschnitte unterteilt, die einzelne vorgeschlagene Arbeitschritte beinhalten, um so den Kindern einen Kern zu bieten, an den sie sich anlehnen können, und nach dem sie Arbeiten können. 

Die Individualität wird gefördert, indem wir die Kinder selber entscheiden lassen, wie sie diese Arbeitsschritte ausführen. So sollen nicht einheitliche Bilder entstehen, sondern eine Fülle von ausdruckstarken und einmaligen Kunstwerken. 

Die Arbeitsschritte sind nur scheinbar einfach, denn ohne weitere Vorgaben reizen sie die Grenzen der Kreativität, Fantasie und der Fähigkeit, einen empfangenen Impuls zu realisieren.
Die Schritte sind dabei denkbar einfach gewählt, so dass sie die motorischen Fähigkeiten der Kinder nicht überfördern, sie nicht unnötig zerstreuen, und so, dass sie die Aufmerksamkeit der Kinder nicht von dem beabsichtigten Weg der Kreativfindung abwenden. 

Während der immer wieder stattfindenden Bildbesprechungen, werden wir in der Gruppe die Gesetzmäßigkeiten der abstrakten Malerei erlernen, und durch die so entstandenen gegenseitigen Impulse die eigene Bildsprache entwickeln. 

Der kreative Ausdruck der Kinder ist es, der am Ende aus einer weißen Leinwand ein zwei- oder dreidimensionales, einzigartiges Kunstwerk erschaffen wird. 
1.JPG
2
3
4
5
6
7.JPG


Das Malprojekt fand unter Führung von D. Tenzler, und mit der freundlichen Unterstützung von  der bildenden Künstlerin H. Krimshandl statt, und wurde im Rahmen des Lechfelder Ferienexpress 2012 durchgeführt.
Die Kinder gestalteten in mehreren Schritten ein abstraktes Bild, mit dem Ziel, eine audiovisuell vermittlete Geschichte, mit ungewöhnlichen Mitteln (durch abstraktes Malen) darzustellen. Dazu bedienten sie sich verschiedener Maltechniken.
Eine der zahlreichen Definitionen von Kunst lautet:
"...Kunst ist eine Übermittlung von Gedanken oder Gefühlen, die auf einem neuen, nicht traditionellem Weg erfolgt.
Sie verlangt nach dem Hinterlassen von einener Sichtweise, persönlichem Einsatz..."
Das Auseinandersetzen mit einem Thema, und das Darstellen des Themas durch sein Umsetzen auf einem anderen schöpferischen Gebiet, ist eine künstlerische Tätigkeit, die bei dem Kurs gefördert wurde. 
Ich möchte in den nächsten Tagen einige, der so entstandenen Kunstwerke vorstellen. 


1

Auf den ersten Blick herrscht im Bild ein Chaos - jedoch nur auf den ersten Blick.
Die Fläche scheint in drei Teile geordnet zu sein, die unterschiedlich ausgefüllt sind.
Der Blick fällt auf den oberen Teil des Werkes, und wandert nach und nach nach unten, als ob man in einem Buch lesen würde. Tatsächlich macht das Werk den Eindruck eines Schriftstücks, einer Buchseite.
Die Fläche ist zwecksmäßig in drei Teile geteilt, und ausgefüllt mit verschiedenen Elementen.
Es macht den Eindruck, als hätte der Autor eine ausgeprägte Affinität zum geschriebenen Wort - als einziger der am Kurs teilnehmenden Kinder hat er in sein Bild eine selbstgeschriebene Geschichte integriert.
Unser Blick wandert von oben nach unten und hällt kurz auf dem, mit großen Buchstaben geschriebenen, Wort "Ende". Symbolisch beendet hier der Autor sein Werk, und setzt eine Unterschrift - er ist stolz auf seine Arbeit, versteckt sich nicht, und verkündet der Welt - seht, DAS habe ich gemacht.
Der kleine Autor hat eine ausgeprägte persönliche Gestaltungsweise gezeigt. Die Elemente im Bild zeigen eine intensive, strenge Anordnung, die durch die chaotisch wirkende halbtransparente Untermalung noch betont wurde. 

1

1_b.jpg



P8165280-Kopie-1.jpg

Auffällig an diesem Bild ist eine Art "Spickzettel", der dem Betrachter verrät, was hier mittels Abstraktion dargestellt wurde.
Als ob der Autor nicht riskieren wollte, dass sein Werk unverstanden bleibt. Die Hilfestellung dem Betrachter gegenüber ist ein spielerisches Element, die er eingebaut hat, eine Nettigkeit, die der Autor hinterlassen hat, eine Art "Schnitzeljagd"... 
Der zweifarbige Buchstabe im unteren Bereich zeigt eine mädchenhafte Verspieltheit und verrät uns, dass "der Autor" eigentlich eine Autorin ist.
Die sorgfälltig dargestellten Tierspuren zeigen hohen Maß an motorischen Fähigkeiten.
Sie lässt sich durch die Geschichte führen und führt den Betrachter selber, und füllt die geforderten Arbeitschritte mit ihrem kreativen Einsatz aus.

 P8165280

  P8165284.jpg

P8165276

Das Bild besticht durch seine durchdachte Komposition. Unser Blick fällt zuerst auf die kontrastreichen dunklen Bereiche rechts oben, wandert dann im Uhrzeigesinn, entlang der geschickt platzierten Bildelemente, kommt dann in einer Art Spirale in dem zentralen und fest vorgegebenen Bildelement (Schlüssel) zum Stehen.
Die zarten Farben der Untermalung, die spielerisch ineinander verlaufen harmonieren mit dem starken Kontrast der schwarzen Vierecke und den strahlenden Farben der Buchstaben.
Beim zweiten Blick beeindruckt die Autorin durch das Verbinden der Untermalungselemente untereinander mittels fließender Farbe. Praktisch jedes Element ist hier mit den anderen verbunden in einer komplexen Ordnung. Sie bilden durch diese Systematik einen 3 D Effekt.

P8165276

P8165279a


         P8165271        P8165270

Diese zwei Bilder machen den Eindruck, es wären Zwillinge. Tatsächlich sind sie von Zwillingen erschaffen worden.
Das linke Bild scheint mutiger, offener zu sein, mit fließenden Flächen der Untermalung, während das rechte Bild weniger duchs das Fließen, eher durch das Verspritzen der wässrigen Farbe der Untermalung gestalltet ist, wodurch es zurückhaltender und distanzierter wirkt.
Bei beiden Bildern spüre ich das Bedürfnis, die ganze Fläche maximal zu nutzen, gleichmäßig zu gestalten.
Die verwendeten Bildelemente sind bis auf einige Ausnahmen übersichtlich gewählt und regelmäßig verteilt.
Die ganze Fläche des Bildes ist beherrscht und mit Ordnung ausgefüllt. Das einzige vorgegebene Element (der Schlüssel, der in der Mitte des Bildes fest montiert wurde) ist in diese Ordnung mit einbezogen, so dass er mit ihr auf eine sehr angenehme Weise verschmilzt und ergänzt sie.

        P8165271   P8165270

        P8165274   P8165268

P8165264

  Der erste Eindruck ist ein "Aufprall". Die schwarzen Bereiche in der Mitte, zusammen mit den betonten Elementen der bearbeiteten Papierschnipsel, reißen die Aufmerksamkeit des Betrachters kraftvoll auf sich.
Der Schlüssel scheint ausradiert zu sein, geschickt ist er im Gesamtbild versteckt, als wäre er verschwunden. Als würde der Autor lieber etwas anderes hervorheben, als die zentrale Rolle des Schlüssels im Bild.
Der Eindruck von diesem Bild ist positiv, angenehm...
Die Untermalung im Bild ist kompakt, sie ist vollflächig und verbindet alle übrigen Elemente im Bild miteinander.

P8165264

  P8165266

P8165262

  Im diesem Bild ist eine deutliche Komposition zu sehen. Es besticht zuerst durch die schwarze Fläche oben rechts, um den Betrachter anschließend über die pastelligen Flächen nach unten zu führen, zu dem aufgesetzten Schlüssel, über den aus Fussspuren bestehenen Weg unten, bis zum weiteren schwarz gemalten Element, dem bunten Buchstaben "S" und "F".
Der Schlüssel besitzt keine hervorgehobene Stellung, er ist harmonisch ins Bild komponiert.
Einige Symbole bilden einen zusätzlichen Kontrast, indem sie schräg gestellt sind.

P8165262

  P8165263

  P8165260

  Der Autor zeigt einen hohen Maß an Individualität. Er hat sein Werk sichtbar und deutlich unterschrieben.
Die Komposition macht einen völlig harmonischen Eindruck, alle verwendeten Elemente sind klar und deutlich dargestellt.
Eine hervorgehobene Stellung hat der Schlüssel, um den sich alle übrigen Elemente anordnen. Der Betrachter kann sie überblicken, indem er mit dem Blick im Bild im Uhrzeigersinn fährt.
Alles scheint hier harmonisch zu sein, sowohl die Größe der Elemente, als auch ihre Anordnung. Die Buchstaben sitzen auf zwei Diagonalen, während die Papierschnipsel mit einer eindrucksvollen und aufputschenden Kombination aus grün, rot und rosa engefärbt sind.
Die Verbindungslinien fehlen hier vollkommen, der Untergrund ist durch eine gespritzte Untermalung gebildet.
Das Bild besticht durch seine Logik und die persönliche Umsetzung der Aufgabe.

P8165260

P8165261

  P8165257

Der Schlüssel ist umrandet - und bildet ein zentrales Element des Bildes.
Die zwei deutlichsten Flächen im Bild (schwarzen Elemente) zeigen auf den Schlüssel.
Alles im Bild hat einen eigenen Platz, alles dient einer komplexen scheinbar chaotischen Anordnung.
Die Elemente machen einander Platz, überdecken sich nicht, sondern scheinen einander Platz zu lassen.
Die Anordnung ist gleichmässig und beabsichtigt einen kreativen Chaos zu bilden.

P8165257

P8165258

P8165252
  Das Bild besticht durch seine Disharmonie. Der Schlüssel scheint völlig maskiert zu sein. Er verliert sich zwischen den kraftvoll gelegten übrigen Elementen.
Im Bild scheint eine Explosion stattzufinden. Sie ist nicht willkürlich, sondern gesteuert. Der linke untere Teil des Bildes bildet dabei das Epizentrum dieser gesteurerten Explosion.
Aus dem Epizentrum strömt Kraft und Leben, wild und unbändig, schießen Buchstaben in die noch freien Bereiche des Bildes.
Die Komposition scheint an der Höhe der gelbe gefüllten Buchstaben beendet zu sein. Der Autor wird absichtlich nicht die ganze Bildfläche bearbeitet haben.
Die Untermalung ist ebenfalls wild und kraftvoll und bildet zusammen mit den Hauptmotiven eine harmonisierende Einheit. Das Bild macht dabei einen fast organischen Eindruck.

P8165252

P8165253

  P8165248

Auch bei diesem Bild ist der Schlüssel betont.
Das Bild macht einen angenehmen Eindruck, der Buchstabe "M" deutet auf den Mammut hin, der als Piktogram gezeichnet in einem der dunklen Elemente gezeichnet wurde.
Das Bild scheint plastisch zu sein, seine Elemente bilden mehrere Ebenen, die Untermalung verbindet sie alle, und ergänzt die Komposition.
Ein zusätzliches Element - mit Leichtigkeit flüchtig gezogenen Linien - bilden die Abgrenzung des Werkes nach links und nach rechts.
Die Komplexität und doch Klarheit des Aufbaus machen einen angenehnem und beruhigenden Eindruck.

P8165248

P8165249

 P8165245

Auch in diesem Bild ist der Schlüssel betont. Er scheint die anderen Bildelemente zu verbinden, aufzuschließen.
Die Buchstaben sind in einer sehr bunten Version ausgeführt, das ganze Bild macht einen gänzlich harmonischen Eindruck zwischen Ordnung und Chaos.
Die Elemente überdecken sich teilweise und ragen auseinander heraus, was auf eine komplexe, überlegte Arbeitsweise schließen lässt. Das Resultat besticht durch seine Plastizität.
Die kraftvolle Untermalung gibt dem Bild eine zusätzliche Tiefe.
Auch dieser Autor leistete eine Unterschrift, zufrieden mit seinem Werk, einer gelungenen Abstraktion des bearbeiteten Thema.

P8165245

P8165246a